Die Vorstellung des Ozeans als eine leere Weite, die von menschlicher Kultur und Urbanisierung unbeeinflusst bleibt, entspricht nicht der Realität – im Zuge der Entwicklung von Rechtsmechanismen und Technologien zur Verwaltung, Beaufsichtigung, Durchquerung und Ausbeutung von Meeresgebieten sind die Weltenmeere zunehmend mit den Aktivitäten des Menschen verwoben. Auf dieser Annahme basierend, untersucht das künstlerische Forschungsprojekt „Komuna Maro“ („Gemeinsames Meer“ auf Esperanto) die Netzwerke mariner Gemeinschaften, Technologien und Infrastrukturen der Nordadria. Dabei geht es darum, versteckte Machtdynamiken aufzudecken, neue „Kartographien“ zu erstellen und alternative Narrative für die Region zu präsentieren. Gemeinsam mit ausgewählten KünstlerInnen folgt das Kernprojektteam des Instituts für Zeitgenössische Kunst (IZK) verschiedenen menschlichen und nichtmenschlichen AkteurInnen, die am, in der Nähe von, im und mit dem Adriatischen Meer leben, um deren unterschiedliche Erfahrungen zu dokumentieren und diversen Wissensformen über diesen gemeinsamen Lebensraum eine Stimme zu geben. Gleichzeitig werden sich die ForscherInnen mit weiter entfernten – wissenschaftlichen, geopolitischen und rechtlichen – Diskursen und komplexen räumlichen Daten auseinandersetzen. In Form von offenen Diskussionen und Workshops, mehrsprachigen Pamphleten, Radiosendungen, performativen Wanderausstellungen und kollaborativen digitalen Landkarten werden diese verschiedenen Sichtweisen „von unten“ und „von oben“ verbunden und überlagert, um eine alternative, facettenreiche, transnationale und multimediale Kartographie der Nordadria zu erstellen.
Methodisch wird die analytische Phase des Projekts experimentell-geografische und anthropologische Forschung mit kollaborativer künstlerischer Praxis vereinen. Auf diese Phase folgt eine spekulative Erkundung möglicher Zukunftsszenarien, einschließlich Überlegungen zu alternativen Gesetzgebungen für die nordadriatische Region, neuen Formen der Bewirtschaftung von Meeresressourcen und Ideen für das Hacken, die Wiederverwendung und Vergemeinschaftung bestehender maritimer Technologien. Die Besonderheit des Projekts liegt im Einsatz von künstlerischer Forschung als Mittel, um einen kollektiven und transdisziplinären Prozess des Neukartierens und Neuinterpretierens eines gemeinsamen maritimen Raums – unseres gemeinsamen Ozeans – zu orchestrieren und zu dokumentieren.