Herbert Eichholzer hat durch seinen politischen Widerstand und seine architektonischen Visionen immer wieder versucht, "die Koordination des Möglichen zu verändern". Sensibilisiert durch soziale und politische Missstände und angetrieben von der architektonischen Aufbruchstimmung der Moderne - und seinen eigenen Büroerfahrungen bei Le Corbusier - suchte er mit radikalen Entwürfen nach Antworten auf die Fragen seiner Zeit. In seinem Schaffen beschäftigte er sich insbesondere mit dem Wohnen in unterschiedlichen Kontexten. Sein politisches Engagement und sein architektonisches Schaffen gingen Hand in Hand und spiegelten seine Vision einer gerechteren Gesellschaft wider.

Der Grünanger war ein, im Kontext des Zweiten Weltkriegs entstandenes Arbeitslager. Seit den 1960er Jahren wurde er in ein bebautes Wohngebiet geringerer Dichte mit 1-2 geschossigen Gebäuden umfunktioniert. Heute befindet sich das Areal in der Nähe des neu gestalteten Naherholungsgebiets an der Mur, umringt von dicht bebauten Siedlungs- und Stadtstrukturen.
Das kommunale Wohngebiet, welches im Besitz der Stadt Graz steht, bietet daher Raum für Spekulationen. Die Herausforderung des Ideenwettbewerbs besteht darin, unter Berücksichtigung des politischen Spannungsfelds rund um das Areal ein zukunftsweisendes Konzept zu entwickeln, das die unterschiedlichen Interessen und Anforderungen des Grünangers berücksichtigt. Dabei steht das Spannungsfeld zwischen sozialem Erhalt des bestehenden Angers, der sozialen Wohnungsnot in Verbindung mit der wertvollen Ressource Boden, dem ökologischen Gedanken und dem Umgang mit dem historischen Denkmal im Mittelpunkt.
Sollen bestehende Gebäude nachverdichtet oder ergänzt werden, soll der Status Quo erhalten oder verbessert werden? Oder sollen neue Gebäude errichtet werden? Wie geht man mit den historischen Spuren und dem Denkmal um? Wie können denkmalgeschützte Gebäude bzw. Gebäudeteile in das neue Konzept integriert werden? Und wie kann der Grünanger als grüne Oase inmitten der Stadt bewahrt werden?
Die bewusst offen gehaltene Aufgabenstellung begünstigt besonders kreative und innovative Lösungsansätze.

IATh | Institut für Architekturtechnologie, Professur Architektur und Holzbau
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