„Mind the Gap“ Award an Dr. Matthias Wolf

Mit Preisen für Gender und Diversität zeichnete die TU Graz Mitarbeitende und Studierende aus. In diesem Jahr wurde Dr. Matthias Wolf für seine Dissertation „Counteracting demographic challenges in industrial blue collar work“ mit diesem „Mind the Gap“ Award ausgezeichnet.

Demographischer Wandel und Herausforderungen in der Industrie

Der demographische Wandel führt zu einer Alterung der erwerbsfähigen Bevölkerung, welche einen wesentlich höheren Anteil an krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeitstagen aufweist. Während Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage), aufgrund verschiedener Krankheitsbilder über das Alter relativ konstant bleiben, nehmen AU-Tage als Folge von Muskelskeletterkrankungen (MSE) überproportional zu. Muskelskeletterkrankungen treten gerade dort häufig auf, wo Arbeitende physisch belastendende Tätigkeiten verrichten, wie es vor allem in der körperlichen Industriearbeit üblich ist. Bei Beschäftigten in diesen Tätigkeiten nehmen AU-Tage aufgrund von MSE im Schnitt um das bis zu 11-fache mit höherem Alter zu und verursachen damit hohe Kosten für die Unternehmen und den österreichischen Staat. Im Jahr 2017 wurden die resultierenden Kosten dieser Krankheitsgruppe auf Staatsebene auf ca.7,5 Milliarden Euro (ca. 2% des BIPs) geschätzt, was im Mittel Kosten von € 4.323 pro AU-Tag entspricht.

Forschungspreis für Gender und Diversität der TU Graz

Jährlich schreibt die TU Graz „Mind the Gap“-Preise zur Förderung einer Kultur der Vielfalt und Wertschätzung aus. Dieser Preis zeichnet Teams oder Einzelpersonen in den Kategorien „Wissenschaftliche Abschlussarbeiten“, „Forschungsprojekt“, „Konferenzbeitrag, Vortrag, Publikation“ sowie „Dissertationen“ und „Lehre“ aus. Die Fachjury beurteilte, wie tiefgreifend sich die Projekte mit Gender- und Diversitätsaspekten wie Alter, Geschlecht, Herkunft oder Bildungshintergrund auseinandersetzten. In den fünf 2020 prämierten Einreichungen geht es z.B. um die Chancen(un)gleichheit junger Frauen im Informatikstudium; um eine Lern-App, die Mädchen für das Programmieren begeistern soll; ebenso wie, um die Einbindung von Menschen mit unterschiedlichem Alter, Beruf und Bildungshintergrund in Forschungsprojekten zum Mikrobiom des Apfels. Aber auch globale Verteilungsgerechtigkeit anhand von Elektronik-Lieferketten oder die Frage, wie die Arbeitsfähigkeit älterer Arbeitskräfte in der Industrie 4.0 länger und leistungsfähiger zu erhalten ist, wurden untersucht. Insgesamt fünf „Mind the Gap“-Preise wurden 2020 vergeben. Der einzige Dissertationspreis wurde dieses Jahr für die Dissertation „Counteracting demographic challenges in industrial blue collar work“ an Dr. Matthias Wolf vom IIM vergeben.

Exoskelette zur Erhaltung der Gesundheit von Industriearbeitskräften im Alter

In seiner Dissertation beschäftigte sich Dr. Matthias Wolf mit der Gestaltung körperlicher Arbeit für - im Schnitt - immer älter werdende Arbeitskräfte. Gerade bei körperlich anspruchsvollen Arbeiten treten Beschwerden wie Muskelskeletterkrankungen mit dem Alter  häufiger auf. In der Dissertation wurde gezeigt, dass die Arbeitsfähigkeit von Menschen länger und produktiver erhalten werden kann, wenn die Herausforderungen für und Ansprüche von älteren Arbeitskräften empirisch erhoben und frühzeitig berücksichtigt werden. Insbesondere körperlich unterstützenden Assistenzsystemen, wie Exoskeletten kommen hierbei eine hohe Bedeutung zu, wie die durchgeführten empirischen Erhebungen in der Industrie zeigten. Aus den Feldtestungen in Industrie und Handel konnte gezeigt werden, dass solche Systeme zu einer signifikanten Reduktion der körperlichen Belastung bei verschiedensten Tätigkeiten führen können und so gerade für ältere ArbeitenehmerInnen einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion von körperlichen Belastungen und der Entwicklung von darin begründeten MSE darstellen können.