© blog.careum.ch, Anna Hegedüs
Im Rahmen der Dissertation „Autonome Lebensweise im Alter in Smart City Quartieren“ werden Maßnahmen bestimmt, um selbstbestimmtes Leben, in Form von Autonomie und Flexibilität von altersbedingt eingeschränkten Personen im gewohnten Wohnumfeld zu unterstützen. Um Potenziale, zur Unterstützung von eigenständigem Leben im Alter, identifizieren zu können wurde eine Befragung von 307 Personen der Zielgruppe 65+ durchgeführt. Gefragt wurde in den Bereichen Digitalisierung, soziales Leben, Mobilität und Infrastruktur, in Bezug auf Relevanz und Gewohnheit. So kann eine altersfreundliche Gestaltung von gebauter Umwelt und öffentlichem Raum in Kombination mit digitaler Hilfeleistung und alternativen Wohnformen eine Antwort auf die architektonischen Herausforderungen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter und dem demographischen Wandel darstellen
Betreuung:
Aglaée Degros, Institut für Städtebau, TU Graz
© Petra Kubin, BA
Die Gründerzeit ist besonders wichtig für die Stadtentwicklung der Stadt Graz, da in dieser Zeit ein Großteil der Stadt in ihrer heute noch bestehenden Struktur entstanden ist. Im Zuge dessen sind große Grünflächen im Inneren der Blockrandbebauung entstanden. Diese existieren auch heute noch. Obwohl sie einen großen Bereich der innerstädtischen Grünflächen ausmachen ist der Hintergrund deren Entstehung bis jetzt in der Literatur unbeachtet geblieben.
Diese Ausgangslage führt zur Forschungsfrage: „Wie können gründerzeitliche Innenhöfe in Graz in der Geschichte verortet werden, wie werden sie heute genutzt und welche Potenziale gibt es für die Zukunft?“
Um den ersten Teil der Forschungsfrage zu beantworten, wurden die Entwicklungen der Baugesetze und Bauverordnungen vom Anfang der Gründerzeit bis heute unter Bedachtnahme des Stadtplanungsprozesses dargestellt. Weiters wurden Stadtpläne aus unterschiedlichen Jahren miteinander verglichen und grafisch aufgearbeitet. Die Auswertung der Archivakten von einzelnen Grundstücken dient der Bewertung der historischen Planung von Innenhöfen.
Zur Beantwortung des zweiten Teils der Forschungsfrage wurde eine Aufnahme des Status quo durch eine eigene Fotodokumentation erstellt und diese anschließend in Hinblick auf die tatsächlichen Nutzungen ausgewertet. Weiters wurde eine eigene Analyse des Grazer Wohnungsmarktes über 12 Monate durch Beobachtung von Wohnungsanzeigen durchgeführt. Eine Umfrage zum Thema Innenhofnutzung ergab zudem ein Stimmungsbild der BewohnerInnen.
Die Bearbeitung der Forschungsfrage soll zu einer ersten wissenschaftlichen Aufnahme der gründerzeitlichen Stadtentwicklung im Hinblick auf Innenhöfe führen. Dies gemeinsam mit der Dokumentation der aktuellen Tendenzen der Nutzung soll zudem als Werkzeug für zukünftige Stadtplanungen dienen. Ein Zukunftsszenario soll sichtbar machen welches Potenzial in den Innenhöfen verborgen ist.
Betreuung:
Aglaée Degros, Institut für Städtebau, TU Graz
© Jürgen Sorger, MSc
Massenmotorisierung, steigender Konsum und funktionstrennende Raumplanung zeigen heute ihre volkswirtschaftlichen und ökologisch negativen Folgewirkungen. Einkaufszentren (EKZ) und Lebensmittelmärkte an Hochleistungsstraßen erzeugen länger werdende Wege für immer energetisch ineffizientere (schwerere) Fahrzeuge. Nachteilige Effekte liegen auf der Hand: Flächenversiegelung, Staus, Emissionen, Energie- und Ressourcenverbrauch und wirtschaftlicher Druck auf die Zentren der Kleinstädte. Der autoaffine Kunde nutzt heute vielmals die für die Autoerreichbarkeit designten Gewerbebetriebe – den kleinräumigen und für das Auto unpraktischen Ortskern meidet er. Ortskerne spüren den Frequenzrückgang. Ein Teufelskreis für das Gewerbe in vielen Gemeinden. Der nicht integrierte Ortsrand blüht auf, der städtebaulich charmante Ortskern stirbt aus. Auch gehen Vitalität und Aufenthaltsqualität verloren – im schlimmsten Fall prägen Dauerleerstände das Ortsbild.
In den sieben mit Gemeinden erarbeiteten Radverkehrskonzepten wurden stets dieselben Themenstellungen diskutiert: Der Frage nach der Notwendigkeit des Kfz-Parkraums wird kategorisch mit den Bedürfnissen der Wirtschaftsbetriebe begegnet. In den Diskussions- und Planungsprozessen wurde jedoch klar, dass Radverkehr auch wirtschaftlich dazu beitragen kann, den Ortskern zu beleben. Was fehlt sind stichhaltige Beschreibungsgrößen und klare Ursache-Wirkungs-Beziehungen wie sich Radverkehr positiv auf die in Ortskernen ansässigen Betriebe und auf leerstehende Geschäftsflächen auswirkt.
Durch das Fehlen dieser Grundlagen ist es für Entscheidungsträger in Gemeinden mühsam die Bedingungen für das chancenreiche Fahrrad auf den Standard des Kfz-Verkehrs zu heben.
In diesem Dissertationsprojekt werden ebendiese Ursache-Wirkungsbeziehungen erarbeitet. Forschungsfelder sind Gemeinden mit ungefähr 5.000 bis 25.000 EinwohnerInnen – Potenzialräume mit nationalem Kleinstadtcharakter.
Aus den so abgeleiteten Erkenntnissen können dann treffsicher und zielgruppenspezifisch strategische Handlungsempfehlungen ausgesprochen und Indikatoren zur Bestimmung der Zielerreichung bestimmt werden.
Betreuung:
Aglaée Degros, Institut für Städtebau, TU Graz
DI Dr. Markus Frewein, verkehrplus GmbH
Förderung:
Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG)
Partner:
verkehrplus GmbH
Nicole Kirchberger, Mag. Arch. MSc.
Das Streben nach Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt der strategischen Planung vieler Städte und Regionen. Oft ist jedoch unklar, wie Gerechtigkeit mit der Raumplanung realisiert werden kann. Im Rahmen meiner Doktorarbeit möchte ich nicht nur analysieren, wie Gerechtigkeit diskursiv konstruiert, sondern auch in strategischen Großstadtplanungsprojekten umgesetzt wird. Der Inhalt der Dissertation umfasst die Ausarbeitung des methodischen Rahmens, eine theoretische Einbettung des Themas, eine vertiefende Fallstudie (Amsterdam Metropolitan Area) zur Veranschaulichung des Themas sowie eine Sammlung von Beispielen interessanter Praktiken.Aus räumlicher Perspektive betrachtet, kann Raum als materielle Konfigurationen konzeptualisiert werden, die ständig sozial produziert und verhandelt werden. Planungspraktiken, die auf Gerechtigkeit abzielen, versuchen im Raum eingeschriebene Hierarchien und Ungleichheiten aufzuzeigen und auszugleichen. Innerhalb der Planung bietet das Konzept der (räumlichen) Gerechtigkeit Möglichkeiten für politisches Handeln (Harvey 1973, Soja 2010, Fainstein 2010).Die metropolitane Ebene, ein entscheidender Maßstab für Gerechtigkeitsfragen (z. B. öffentliche Räume, Transportkapital ...), wird von informellen Governance-Regelungen dominiert, die die demokratische Planung nicht unbedingt verbessern (Allmendinger und Haughton 2010). Bei Verhandlungen und Entscheidungen auf der Ebene der Metropolregionen kommen (meist) demokratisch nicht legitimierte Kooperationen zustande, die zu intransparenten politischen Prozessen führen. Sehr wenige Fälle zeigen unterschiedliche Regierungsformen, die demokratischere Prozesse ermöglichen.Der vorgeschlagene methodische Rahmen kombiniert die Überprüfung sowohl der Ebene der Ideen (der Gerechtigkeit) in der Planung als auch der Ebene der Akteurskonstellationen und institutionellen Settings. Zusätzlich ist diese Untersuchung eingebettet in eine Analyse des Planungskontexts und einer soziodemographischen Analyse des gewählten Metropolraums. Dazu gehören insbesondere Diskursanalysen zu strategischen Visionen und Plänen sowie die Überprüfung kooperativer Governance-Formen strategischer Planungsprozesse mit unterschiedlichen Akteuren (öffentlich, privat, basisnah, ...). Ein besonderes Interesse gilt dabei den Formaten des koordinativen und kommunikativen Diskurses auf Stadtebene, um zu verstehen, ob und wie demokratische und deliberative Formen der Planung auf dieser Ebene funktionieren.Debatten über räumliche Gerechtigkeit in der Stadttheorie gehen von eher politisch-ökonomischen Ansätzen aus (Fischer 2009). Diese Arbeit wendet den "Diskursiven Institutionalismus" (Carstensen und Schmidt 2016) auf Planungsprozesse an, um die diskursiv orientierte kommunikative Dimension räumlicher Gerechtigkeit zu ergänzen und vor allem zu verstehen, was Gerechtigkeit in der Raumplanung bedeutet und wie Raumgerechtigkeit entsteht.
Betreuung:
Aglaée Degros, Institut für Städtebau, TU Graz
Ao.Univ.Prof. Mag. Dr. Alexander Hamedinger, ISRA (Center of Sociology), TU Wien
Referenzen:
Allmendinger, P. and Graham, H. (2010). ‘Spatial Planning, Devolution, and New Planning Spaces’ Environment and Planning C, 28 (5), 803–818.
Fainstein, S. (2010). The just city. Ithaca: Cornell University Press.
Harvey, D. (1973). Social justice and the city. London: Arnold.
Fischer, F. (2009). Discursive planning: social justice as discourse. In P. Marcuse, et al. (Eds.), Searching for the just city: debates in urban theory and practice. London [a.o.]: Routledge.
Carstensen, M. and Schmidt, V. (2016). Power through, over and in ideas: conceptualizing ideational power in discursive institutionalism. Journal of European Public Policy, 23(3), 318–337.
Soja, E. (2010). Seeking spatial justice. Minneapolis, Minn. [a.o.]: University of Minnesota Pr.