Parzelle 1566/2
Direkt gegenüber der alten Krones-Schule, an der Ecke zur Kopernikusgasse liegt unser Grundstück. Es ist eine kleine, dreieckige Fläche mit weniger als 60m2, die heute noch unbebaut ist, obwohl sie sich mitten in der dichten, gründerzeitlichen Stadterweiterung von Graz befindet – eine markante Baulücke an einer Straßenecke im städtischen Kontext.
Wie entstand diese Restfläche in der Stadt? Welches Potenzial bietet sie? Wir untersuchen die Parzelle, recherchieren ihre Geschichte(n), erkennen die Nachbarschaft und entwickeln unseren Entwurf zwischen den beiden Brandwänden der Nachbarhäuser (ein gründerzeitliches Wohnhaus von 1898 und ein Laubenganghaus von 2001).
Wir stellen uns den Fragen:
Welche Nutzung könnte sich eignen, die Lücke zu füllen? Wie lässt sich eine zeitgenössische Architektur in diese spezielle Situation integrieren? Ist es ein Inlay oder ein Adapter? Bleibt sie als Ergänzung autark oder wird sie zu einer Erweiterung des benachbarten Kontexts? Bedingt eine besondere Grundstücksgeometrie zwangsweise spezielle Architekturen? Wie nutzen wir den Referenzraum des Kontexts für unseren architektonischen Entwurf?
In Zweiergruppen erarbeiten wir in der Auseinandersetzung mit dem Bestand ein eigenständiges architektonisches Konzept, das wir in Modell und Plan entwickeln, das im Maßstab der Stadt beginnt und im architektonischen Detail endet.
Case Studies - Stadtatlas Graz
Im Fach „AK Planungsgeschichte“ interessieren wir uns für die Stadtentwicklung und das Stadtwachstum von Graz. Im Mittelpunkt unserer Untersuchungen steht dabei exemplarisch das Gebiet südlich der ehemaligen Bastion von Graz, mit dem Opernring, dem Jakominiplatz und den südlich angrenzenden Bereichen. Dieser Stadtteil von Graz, der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit gründerzeitlichen Gebäuden im Quartier bebaut wurde und die bestehenden Flächen und Gebäude durch das Stadtwachstum überlagerte, ist Ausgangspunkt für unsere Case Studies.
Wir stellen uns dabei diesen Fragen:
Wie entwickelte sich das jeweilige Quartier? Welche Logik und städtebaulichen Leitideen sind dieser Entwicklung hinterlegt? Wie sind die heutigen Straßen und Wege in diesem Stadtteil entstanden? Was sind die Gründe für bestimmte Formen und Besonderheiten im Stadtgrundriss? Was entstand hier über die Zeit durch Wachstum, Verdrängung, Zerstörung? Lassen sich die Bedingungen der Entwicklung aus alten Plänen ablesen?
Wie lässt sich dies anhand von Stadtplänen, Archivalien, ausgewählten Fotos, Postkarten und Literatur etc. nachvollziehen?
Wie können wir Stadtwachstum und Veränderungen im Stadtkörper von damals bis heute dokumentieren? Kann diese Analyse für den heutigen architektonisch-städtebaulichen Entwurf relevant werden?
Dabei steht das Ensemble und die stadträumliche Disposition im Mittelpunkt des Seminars, weniger das Einzelbauwerk, dem üblicherweise die Aufmerksamkeit gilt.
Gemeinsam untersuchen wir diese Fragen und erarbeiten experimentell Materialien für einen zukünftigen „Stadtatlas“ von Graz.
Grazbachgasse 43 - 45
Im Seminar „Bauen im Denkmal“ betrachten wir anstelle eines einzelnen Denkmals eine städtische Situation im Stadtbezirk Jakomini. Die beiden Parzellen Grazbachgasse 43 und 45 bilden den Mittelpunkt unserer Untersuchung eines Quartiers. Maßstabsprünge der Gebäude aus unterschiedlichen Bauzeiten prägen hier ein heterogenes und zugleich typisches Bild der Stadt. An dieser Stelle lassen sich an Einzelobjekten im Bestand und im Ensemble wesentliche Aspekte der Stadterweiterung von Graz seit dem 19. Jahrhundert ablesen.
Ausgehend von dieser konkreten Situation stellen wir uns folgenden Fragen:
Wie lassen sich vorgefundene städtische Situationen nachvollziehen und verstehen?
Lassen sie sich durch neue Baumaßnahmen fortschreiben, klären und zukunftsfähig weiterentwickeln? Wie kann sich eine zeitgemäße Bebauung im Altbestand eines Quartiers einfügen? Welche Nutzungen und welche Dichte sind hier angemessen? Was ist tatsächlich erhaltenswert (auch wenn es im Einzelnen nicht dem Denkmalschutz unterliegt) und bietet uns Anhaltspunkte und Impulse für unsere Entwurfsstrategie? Bleiben bestehende Brüche und Widersprüche sichtbar? Und: Wie invasiv sind unsere Eingriffe in den Bestand?
Wir richten den Blick gleichzeitig auf die Zukunft und die Vergangenheit. Wir suchen Anknüpfungspunkte im Kontext für ein Weiterbauen an der Stadt und recherchieren die historische Entwicklung der bestehenden Situation als Grundlage für unseren eigenen Entwurfsansatz.
Im Seminar entwickeln wir in Zweiergruppen dazu individuelle Entwurfsstrategien und Szenarien für die konkrete Situation im Ensemble, die wir mit Kartierungen, Analysen, Plänen und Modellen darstellen und gemeinsam zur Diskussion stellen.
„Unsere Zeit ist die ganze uns bekannte historische Zeit“ Josef Frank
Unsere gebaute Umwelt ist geprägt durch die Beziehung von Bauwerken und Räumen unterschiedlicher Qualität, aus unterschiedlichen Zeiten.
Eine „Schule des Sehens“ als umfassender Zugang zur Welt architektonischer Erscheinungsformen muss sich sowohl rationalen, wie auch sinnlich/visuellen und textlich/begrifflichen Methoden bedienen. Das Studium der Metamorphose, der Elastizität von Bautypen, ermöglicht es, architektonischen Arbeiten eine Basis zu geben, um einen Entwurf angemessen und sinnvoll mit einem Ort in Beziehung zu setzen.
Wir lassen die Gebäude zu uns sprechen und analysieren unterschiedliche Typologien, einerseits über den abstrakten Plan als auch über die atmosphärische Wirkung des Gebauten in seiner unmittelbaren kulturellen Beziehung.
Stadtwanderungen in die Grazer Vorstädte, gleichsam Expeditionen in nächste Nähe lehren uns die Unmittelbarkeit und Resilienz architektonischer Tendenzen.
Generell wird sowohl ein persönlicher Zugang zur Architekturgeschichte der Stadt geschaffen als auch die kritische Betrachtung geschult.
Bei dieser Lehrveranstaltung wird der Focus auf die zentraleuropäische Baukultur und deren Entwicklung - ausgehend von der Griechischen Antike, bis zum Klassizismus behandelt. Ein Überblick innerhalb vordefinierter Epochen behandelt zunächst aus genealogischer Perspektive die kontinuierlichen Aspekte von Architekturgeschichte. An bedeutenden Einzelbeispielen werden darüber hinaus abweichende Tendenzen betrachtet und aus kontextueller Perspektive hinsichtlich kultureller, sozial-ökonomischer und und technische Einflüsse auf die jeweilige Bauentwicklung thematisiert.
Grundlagen und Anforderungen im Umgang mit Baudenkmalen: In einer Einführung über Entwicklungen und gegenwärtige Tendenzen der Denkmalpflege in Österreich wird auch der sich gesellschaftlich wandelnde Denkmalbegriff thematisiert. Aus praktischer Perspektive werden darüber hinaus gegenwärtige Standards zur Erhaltung bzw. zum objektspezifisch und anlassbezogenen Weiterbauen von Denkmalen vorgestellt.
Die Vorlesung befasst sich mit der Baukunst von Kulturen ausserhalb Europas. Es werden die Kulturen besprochen und in ein Verhältnis zueinander und zu europäischen gesetzt. Es geht um die Darstellung der Charakteristika der jeweiligen Kultur, ihrer baulichen Manifestationen und um gegenseitige Beeinflussungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Kulturtransfer).
Es werden alternierend islamische, altamerikanische oder buddhistische Baukunst angeboten. Bei diesen wird besonderer Wert auf die kulturellen Zusammenhänge gelegt, da ein wirkliches Verständnis der Architektur nur aus dem kulturellen Umfeld heraus möglich ist. Auch dem historischen Kontext kommt dabei grosse Bedeutung zu.
Es soll das Verständnis für die Andersartigkeit fremder Kulturen geweckt werden. Dies soll auch eine sensiblere Annäherung an Bauaufgaben in aussereuropäischen Staaten und Kulturen ermöglichen.
Der Fokus liegt in diesem Seminar darauf, komplexe Strukturen und Räume mit unterschiedlichsten branchenüblichen Methoden zu vermessen. Verschiedenste Methoden des Aufmaßes werden theoretisch und praktisch vorgestellt, gelehrt und angewendet. Während des Aufmaßes werden historische Gegebenheiten und Besonderheiten des Objektes herausgearbeitet. Fehlerquellen der unterschiedlichen Methoden werden ersichtlich gemacht und der Umgang damit analysiert und dargestellt. Im theoretischen Teil des Seminars werden wir uns mit vorhandenen und geltenden Richtlinien befassen. Durch historische Bestandspläne des Objektes und der Vor- Ort Analysen können Veränderungen am Gebäude festgestellt werden und das Gebäude einer Bauwerksanalyse unterzogen werden. Das Lehrziel dieses Seminar ist es, den Blick für das zu behandelnde Objekt zu schärfen um dessen Struktur, Substanz und Komplexität in Ganzen erfassen zu können.
Aufgrund der derzeit herrschenden Covid19 Bestimmungen werden wir beim Aufmessen in Kleingruppen arbeiten, der Theorieteil und die Besprechungen werden nach den jeweiligen Covid Bestimmungen abgehalten.