(c) Martin Grabner
Städtebau ist die Kunst, Wissenschaft und Technik der Entwicklung menschlicher Siedlungen. Dabei geht es weniger um die Gebäude an sich als um deren Anordnung, Beziehung zueinander und Verbindung zur Umwelt. Krisen haben die Disziplin des Städtebaus ebenso beeinflusst, wie sie Auswirkungen auf die Entwicklung der verschiedenen urbanistischen Bewegungen hatten. Aktuell konfrontieren uns die Pandemie, aber auch die Herausforderungen des Klimawandels, z.B. durch die zunehmenden Starkwetterereignisse, mit der Fragilität der gebauten Umwelt– und lassen damit den Ruf nach einem Überdenken der Ziele und Mittel des Städtebaus laut werden.
Angesichts der immensen ökologischen und sozialen Herausforderungen braucht es einen Paradigmenwechsel in der planerischen Herangehensweise.
Die Ausstellung Territorial Turn, entwickelt vom Institut für Städtebau der TU Graz unter der Leitung von Prof. Aglaée Degros, beschreibt den wesentlichen Wandel grundlegender Rahmenbedingungen und Wertvorstellungen im Städtebau. Dieser Paradigmenwechsel steht für ein ganzheitliches, sektorenübergreifendes und vernetztes Raumverständnis sowie für eine enge Verbindung der gebauten Umwelt mit lebenden Systemen – ein Ansatz, der die überwiegend gebäudeorientierte Haltung in der räumlichen Entwicklung zugunsten einer verstärkten Wertschätzung des öffentlichen Raums ablöst. Dabei wird der Raum zwischen den Gebäuden als wesentlich für den ökologischen und sozialen Wandel begriffen.
Projekte sollten nicht durch Grundstücksgrenzen definiert werden, sondern erfordern eine Planung, die in einem größeren Kontext verortet ist und in der vorhandene sozio-ökologische Systeme und Kreisläufe integriert sind. So entstehen große, zusammenhängende Stadtsysteme, die durch die vernetzten Strukturen eine stärkere Resilienz gewinnen und die Ziele des wirtschaftlichen Fortschritts, der Modernität und Technologie überschreiten. Territorial Turn folgt somit der Vorstellung einer übergeordneten räumlichen Vision einer gerechten und ökologischen Stadt mit hoher Lebensqualität für Mensch und Umwelt.
Die Ausstellung stellt mutige Konzepte vor, präsentiert wegweisende Lösungsmöglichkeiten und beschreibt grundlegende Städtebaubegriffe, die dazu beitragen eine ökologische und gerechte Zukunft der Stadt im territorialen Maßstab aktiv zu denken, zu planen, zu gestalten und umzusetzen. Anhand von sieben ausgewählten praktischen Beispielen aus Nantes, Leipzig, Amsterdam, Leuven, Wien, Péronnes-lez-Antoing und Trofaiach wird eine zukunftsweisende Ausrichtung des Städtebaus aufgezeigt.
Die Inhalte der Ausstellung basieren auf der Publikation „Basics of Urbanism – 12 Begriffe der territorialen Transformation“ vom Institut für Städtebau, TU Graz, erschienen bei Park Books.
„Territorial Turn – Plädoyer für einen Paradigmenwechsel im Städtebau“ ist eine Ausstellung des Instituts für Städtebau in Kooperation mit Haus der Architektur.
Kuratorinnen: Prof. Aglaée Degros, Radostina Radulova-Stahmer, Carina Mazelle (Institut für Städtebau, TU Graz
Als kollaborative Erweiterung der Ausstellung werden die Grazer*innen eingeladen räumliche Situationen mit Handlungsbedarf in ihrer Stadt zu identifizieren und einzureichen, um gemeinsam neue räumliche Vorschläge zur Umgestaltung im Sinne des Territorial Turn zu entwickeln.
Die Fotos sind unter urbagraz@tugraz.at bis 15.März einzusenden.
Vorher und Nacher, Ungersgasse
Die Fotos sollten wie beim Beispielbild aus menschlicher Augenhöhe mit einer räumlichen Tiefe gemacht werden, um eine Transformation bestmöglich erreichen zu können.
Territorial Turn
Symposium
Ausstellung
Kontakt:
urbagraz@tugraz.at
Für den Besuch der Ausstellung gilt FFP2-Maskenpflicht sowie ein 2G+ Nachweis.