EALS/Institut/Geschichte

GESCHICHTE


Die Anfänge

Die Existenz des Instituts für Elektrische Antriebe und Maschinen ist eng mit der geschichtlichen Entwicklung der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Graz verbunden.

Zusammen mit der Lehrkanzel für Grundlagen der Elektrotechnik und Theoretische Elektrotechnik und der Lehrkanzel für Bau und Betrieb elektrischer Anlagen bildete die Lehrkanzel für Allgemeine Elektrotechnik und Elektromaschinen (als Vorgänger des Instituts für Elektrische Maschinen und Antriebstechnik) die Grundpfeiler der heutigen Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Technischen Universität Graz.

Die Elektrotechnik entstand als wissenschaftliche Disziplin in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. Grundlage dafür war die rasante Entwicklung elektrotechnischer Anwendungen im Beleuchtungswesen, Elektromaschinenbau und auf anderen Gebieten. Die erste elektrotechnische Vorlesung an der Technischen Hochschule in Graz wurde im Sommersemester 1882 abgehalten.

Prof. Albert von Ettinghausen (1888)

Alte Technik
Als im Jahr 1888 die bestehende Lehrkanzel für Allgemeine und Technische Physik neu zu besetzen war, verpflichtete man Prof. Albert von Ettingshausen (1850-1938) neben seinen Aufgaben als Physiker
auch zur Abhaltung von Vorlesungen und Übungen in Richtung Elektrotechnik.

Die Lehrkanzel war im Parterre des damaligen Neubaues (der heutigen „Alten Technik“) untergebracht. Die elektrotechnischen Vorlesungen waren Teil der allgemeinen Grundausbildung, die die
Studierenden aller Abteilungen (das waren die Vorläufer der heutigen Fakultäten) zu absolvieren hatten. Diese Situation blieb bis zur Emeritierung Ettingshausens im Jahr 1920 bestehen.

1917: Einrichtung einer eigenen Lehrkanzel

Neue Technik
Bereits 1884 versuchte das Professorenkollegium der Technischen Hochschule beim k.k. Ministerium für Unterricht die Einrichtung einer Lehrkanzel für Elektrotechnik zu erwirken. Dies war der Beginn eines jahrzehntelang fruchtlos gebliebenen, aber in regelmäßigen Abständen immer aufs Neue begonnenen Unterfangens. Der letzte, schließlich erfolgreiche Versuch datiert auf das Jahr 1917 zurück. Graz war inzwischen die einzige Hochschule der Monarchie, an der noch keine Lehrkanzel für Elektrotechnik eingerichtet war.

Weil seit der Errichtung des Neubaus der Technischen Hochschule (der heutigen „Alten Technik“, in der Rechbauerstraße) im Jahr 1888 bereits 30 Jahre vergangen waren, bestand auch eine besonders enge Verknüpfung mit der Raumfrage, ein weiterer Neubau war unausweichlich geworden. Die Vorarbeiten dazu fanden noch in den letzten Kriegsjahren statt und unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Bau der „Neuen Technik“ in Angriff genommen, deren gesamter Südtrakt für die Elektrotechnik vorgesehen war.

Prof. Karl Koller (1920)

Mit Beginn des Studienjahres 1920/21 wurde Prof. Karl Koller als erster Ordinarius für Elektrotechnik an die Technische Hochschule in Graz berufen. Prof. Koller war 1923 bis 1925 Dekan der Abteilung für Maschinenwesen und 1926/27 Rektor Magnificus. Mit seiner Lehrkanzel bezog er im Jahr 1930 die Räume in der Neuen Technik in der Kopernikusgasse, in denen sich das Institut 60 Jahre lang, bis zur Übersiedlung in die Inffeldgasse 2010, befand.

Die Lehrkanzel für Elektrotechnik war seit ihrem Bestehen der Fakultät für Maschinenwesen zugeordnet, wodurch auch ihr wesentlicher Zweck charakterisiert war: Sie diente den Studierenden des Maschinenbaus zur Vertiefung der Ausbildung im Elektromaschinenbau und in der elektrischen Energiewirtschaft. Die allgemeine elektrotechnische Grundausbildung für die Studierenden der übrigen Fakultäten verblieb bei der Lehrkanzel für Physik.

Das Lehrangebot der Lehrkanzel für Elektrotechnik betrug in der Regel zwischen 20 und 24 Wochenstunden pro Studienjahr. Die ersten elektrizitätswirtschaftlichen Vorlesungen wurden in diesem Rahmen im Jahr 1935 abgehalten.

Umbenennung der Fakultät

Nach der Ausschaltung des österreichischen Nationalrates wurde 1934 im Ständestaat ein Sondergesetz über Maßnahmen an den Hochschulen erlassen, in dem die Verschmelzung der Technischen Hochschule Graz mit der Montanistischen Hochschule Leoben zur „Technischen und Montanistischen Hochschule Graz-Leoben“ verfügt wurde. Im Zuge der Umsetzung dieses Gesetzes wurde die Elektrotechnik an der Hochschule insofern aufgewertet, als die Fakultät für Maschinenwesen in eine „Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik“ umbenannt wurde, die auch nach der Rücknahme der Vereinigung der beiden Hochschulen im Jahr 1937 bestehen blieb.

Erstmals stand damit die Elektrotechnik – wenn auch nur im Namen – gleichwertig neben dem Maschinenbau. Man verfolgte die Absicht, eine Studienrichtung Elektrotechnik einzurichten, wozu organisatorisch entweder eine eigene Fakultät oder eine Unterabteilung einer Fakultät erforderlich war. Zur Bewältigung des Lehrumfangs einer Studienrichtung war außerdem eine zweite Lehrkanzel notwendig, deren Einrichtung bereits einmal (1930) vom Unterrichtsministerium zugesagt worden war, jedoch aufgrund der Weltwirtschaftskrise 1931 wieder zurückgenommen wurde.

Inhaltlich brachte die Neubenennung der Fakultät für die Elektrotechnik selbst keine Fortschritte, vielmehr war sie an der Hochschule jetzt an vier Fakultäten vertreten: Neben der Lehrkanzel für Elektrotechnik existierte an der Fakultät für Montanwesen (ehemals Montanistische Hochschule Leoben) eine Lehrkanzel für berg- und hüttenmännische Elektrotechnik; die Fakultät für Bauingenieurwesen bot im Rahmen ihrer Fachgebiete Vorlesungen über elektrische Eisen- und Straßenbahnen sowie über Wasserkraftanlagen an; die Elektrochemie war schließlich an der Fakultät für Chemie angesiedelt.

Ausbau der Fakultät

Den eigentlich zentralen Schritt für die Elektrotechnik an der Technischen Hochschule brachte die Eingliederung Österreichs ins Deutsche Reich. An der Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik wurde eine „Abteilung Elektrotechnik“ eingerichtet, im Gefolge der Pensionierung Prof. Kollers im Jahr 1938 wurde eine zweite und dritte Lehrkanzel beantragt, genehmigt und im Laufe des Jahres 1940 besetzt. Die bisherige Lehrkanzel für Elektrotechnik wurde zu einem Lehrstuhl für Allgemeine Elektrotechnik, die zwei neuen Lehrstühle für Elektromaschinenbau sowie für Elektroanlagen und Hochspannungstechnik wurden im 3. Stock der Neuen Technik untergebracht.

Sofort wurde mit der Einrichtung der Studienrichtung Elektrotechnik, Zweig Starkstromtechnik begonnen, und zwar nach reichseinheitlichen deutschen Studienvorschriften, die, da man wegen des Neubeginns keinerlei Übergangszeiten benötigte, an der Grazer Hochschule als erster überhaupt im Reich zur Anwendung kamen. Der eigentliche Start erfolgte im Frühjahr 1941 mit dem 1. Studiensemester – im Frühjahr deshalb, weil nach deutschem Studienrecht 6 Monate Praxis oder Lehrwerkstätte als Voraussetzung für die Inskription nachgewiesen werden mussten.

Nachkriegsjahre

Prof. Grabner
Infolge der Kriegsereignisse und dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs wurde bis zum Sommersemester 1946 nur der erste Studienabschnitt (4 Semester) angeboten, ab dem Studienjahr 1946/47 erstmals das dritte Studienjahr, im Jahr darauf das vierte und so weiter, so dass die ersten Absolventen des damals neunsemestrigen Studiums schließlich im März 1949 ihre Abschlussprüfung absolvieren konnten.

Die Wiederentstehung Österreichs 1945 brachte formal die Außerkraftsetzung aller reichsdeutschen Einrichtungen. Damit wurde aus den drei Lehrstühlen der Elektrotechnik wieder nur mehr eine Lehrkanzel; der Bestand der Abteilung und somit des Studiums war gefährdet.

Zusätzlich war die personelle Situation aufs Äußerste angespannt: Von den 3 Professoren der Kriegszeit, Karl Schäfer, Anton Höpp und Johann Wierer, war Schäfer 1944 verstorben, aber nicht mehr nachbesetzt worden, Wierer kehrte nach dem Krieg nicht mehr an die Hochschule zurück und Höpp wurde im Spätherbst 1945 auf Anweisung der britischen Militärbehörden vom Dienst enthoben.

Die Studienrichtung konnte 1945 zunächst nur deshalb weitergeführt werden, weil die Fakultät versprechen konnte, den eingerichteten ersten Studienabschnitt ohne Mehraufwand allein mit der personellen Ausstattung von 1938 zu bewältigen, und weil sich im Wintersemester 1945/46 unerwartet viele Studenten (fast 200) zum Studium meldeten. Die Wiederbesetzung der 3 Lehrkanzeln dauerte bis 1950. 1947 wurde Prof. Oberdorfer als Leiter der Lehrkanzel für Bau und Betrieb elektrischer Anlagen bestellt, 1949 Prof. Grabner auf die Lehrkanzel für Allgemeine Elektrotechnik und Elektromaschinenbau berufen, 1950 Prof. Klaudy zum Ordinarius für Grundlagen der Elektrotechnik und Theoretische Elektrotechnik bestellt. Grabner und Oberdorfer, beide Österreicher, hatten in der Kriegszeit Professuren an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg bekleidet und waren unmittelbar zu bzw. nach Kriegsende nach Österreich zurückgekehrt. Sie bestritten ab 1945 bzw. 1946 bis zu ihrer Berufung die für die Studienrichtung erforderlichen Lehrveranstaltungen in Form von Supplierungen.

Entsprechend der personellen Ausstattung ab 1950 konnte an der Technischen Hochschule Graz in den 50er Jahren nur die Fachrichtung „Starkstromtechnik“ studiert werden. Seit 1959 war es möglich, in Wahlplänen zwischen einer Betonung der Richtung „Bau und Betrieb elektrischer Anlagen“ und einer Betonung der Richtung „Elektromaschinenbau“ zu wählen.

Prof. Gerhard Aichholzer (1963)

Prof. Aichholzer
Der im Jahre 1961 emeritierte Prof. Grabner hat noch zwei Jahre lang die Lehre suppliert und die Lehrkanzel für Elektromaschinenbau geleitet, bis 1963 Prof. Gerhard Aichholzer als sein Nachfolger berufen wurde. Während der Aktivzeit von Prof. Aichholzer zwischen 1963 und 1986 (Prof. Aichholzer war in den Jahren 1966/67 Dekan der Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik und 1976/77 Dekan der Fakultät für Elektrotechnik) erfolgte ein gewaltiger Aufschwung der Elektrotechnik in Graz.

Innerhalb des Jahrzehnts von 1963 bis 1973 kam es zur Neuerrichtung von 5 Instituten, welche damals noch als Lehrkanzeln bezeichnet wurden:

    ♦ 1963 Hochfrequenztechnik und Elektronik
    ♦ 1968 Nachrichtentechnik und Wellenausbreitung
    ♦ 1972 Elektro- und Biomedizinische Technik sowie Allgemeine Elektrotechnik und
       Elektrische Messtechnik
    ♦ 1973 Regelungstechnik

Im Zuge des Allgemeinen Hochschul-Studiengesetzes 1966 und des Technik-Studiengesetzes 1969 wurde die Gliederung des Studiums der Elektrotechnik in fünf sogenannte Wahlfachgruppen, nämlich

    ♦ Bau und Betrieb elektrischer Anlagen,
    ♦ Elektromaschinenbau,
    ♦ Nachrichtentechnik und Elektronik,
    ♦ Elektromedizin und
    ♦ Elektrotechnische Grundlagenforschung

möglich.

Die personelle Ausstattung der Elektrotechnik stieg von 3 Professoren mit 5 wissenschaftlichen Mitarbeitern im Jahr 1950 auf 9 Professoren mit insgesamt fast 50 wissenschaftlichen Mitarbeitern im Jahr 1975. Damit war der Aufbau der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Graz zunächst weitgehend abgeschlossen.

Übergang von der Hochschule zur Universität

Mit der Einführung des Universitäts-Organisationsgesetzes 1975 war eine Reihe von organisatorischen Veränderungen verknüpft: Die Technische Hochschule wurde in Technische Universität umbenannt, die Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik wurde geteilt, es entstand eine eigene „Fakultät für Elektrotechnik“.

Die neue Fakultät verfügte über 9 Institute einer Studienrichtung mit 5 Wahlfachgruppen und dem Fächertauschmodell „Toningenieur“, sowie knapp 1000 inskribierte Studenten und ca. 60 Absolventen jährlich. Bis zum heutigen Zeitpunkt sollten diese Zahlen auf über 2000 Inskribierte und etwa 100 Absolventen jährlich ansteigen.

In Hinblick auf die Intensivierung der Informationstechnik innerhalb der Elektrotechnik einerseits und auf die bessere Betreuung der Telematik andererseits wurde 1987 das Institut für Technische Informatik installiert.

Prof. Manfred Rentmeister (1987)

Prof. Rentmeister
Prof. Aichholzer, der die von Prof. Grabner übernommene Lehrkanzel für Elektromaschinenbau 1973 in Institut für Elektromagnetische Energieumwandlung umbenannt hatte, emeritierte im Jahre 1986. Zu seinem Nachfolger wurde 1987 Prof. Manfred Rentmeister berufen, der nach 10 Jahren Vorstand diesem Institut seine vorige Bezeichnung „Elektrische Maschinen und Antriebstechnik“ gab.

Prof. Rentmeister war darüber hinaus von 1994 bis 2003 Dekan der Fakultät für Elektrotechnik. Im Jahre 2002 gelang unter seiner Amtszeit die Umbenennung der Fakultät für Elektrotechnik in Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik in der heutigen Form.

Nach der Emeritierung von Prof. Rentmeister im Jahr 2005 wurde das Institut zunächst von Tit. A.o. Prof. Hansjörg Köfler und ab 2007, bis zur Neubesetzung im April 2010, kommissarisch von Prof. Lothar Fickert (Leiter des Institut für Elektrische Anlagen) geleitet.

Prof. Annette Mütze (2010)

Prof. Annette Mütze
Im April 2010 wurde Prof. Annette Mütze, die zuvor in Deutschland, den USA und England gearbeitet hatte, als Professorin für Elektrische Antriebstechnik und Maschinen berufen und übernahm die Leitung des gleichnamigen Instituts.
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