Die Zukunft des Krankenhausbaus erfordert ein radikales Umdenken in Bezug auf Flexibilität, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit. Reinier de Graaf von OMA stellt in seinem Forschungsprojekt „Hospital of the Future“ zentrale Fragen zur Rolle von Krankenhäusern im 21. Jahrhundert. Seine Arbeit hebt die Notwendigkeit hervor, Krankenhäuser nicht nur als Bauwerke, sondern als strategische Konzepte zu verstehen. Diese müssen sich kontinuierlich an technologische und gesellschaftliche Veränderungen anpassen, um den Anforderungen an moderne Gesundheitsinfrastrukturen gerecht zu werden.Ein entscheidendes Problem ist die Obsoleszenz der heutigen Krankenhausarchitektur, da sich medizinische Technologien schneller entwickeln, als Gebäude fertiggestellt werden. Die ständige Anpassung und Transformation der Krankenhäuser ist unvermeidlich. Alte Krankenhäuser zeigen oft mehr Resilienz, weil ihre architektonische Naivität Flexibilität ermöglichte. De Graaf argumentiert, dass zukünftige Krankenhäuser ebenso flexibel gestaltet werden müssen, um langfristig funktionsfähig zu bleiben.
In diesem Hintergrund steht die Steiermärkische Krankenhausgesellschaft KAGES vor der Herausforderung, wie in Zukunft flexibel auf sich verändernde Bedürfnisse von Personal und Patientinnen eingegangen werden kann bei gleichzeitiger Reduktion der CO2 Emissionen während des Baus, aber auch in der Betriebsphase. Ein Lösungsansatz, der hierbei verfolgt wird, ist der Holzbau.
Der Holzbau bietet hierbei klare Vorteile, auch wenn die Umsetzung bei komplexen Krankenhausbauten Herausforderungen mit sich bringt. Holz ist nicht nur ein nachhaltiges Material, sondern auch ein Baustoff, der das Potenzial hat, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu unterstützen. Seine Verwendung in der Krankenhausarchitektur ermöglicht theoretisch eine strukturierte, aber gleichzeitig flexible Bauweise, die sich den verändernden Anforderungen des Gesundheitswesens anpassen kann. Gleichzeitig schränkt der hohe Fugenanteil, das Brandverhalten, die geringeren Spannweiten und der aufwändig zu erreichende Schallschutz die Flexibilität ein. Um die Vorteile des Holzbaus mit den komplexen Anforderungen moderner Krankenhäuser zu vereinen, ist daher eine Neuinterpretation der Raumkonzepte erforderlich.
Neben Flexibilität und Nachhaltigkeit spielen aber auch Aspekte der Raumwahrnehmung eine zentrale Rolle. Ein Abwenden von der sterilen Krankenhausästhetik hin zu einer Umgebung, die Vertrautheit ausstrahlt, ist essenziell. Licht, Luft, Ausblicke, Materialien und Oberflächen sollten bewusst gesetzt werden, dass sie eine angenehme Atmosphäre schaffen. Natürliche Materialien wie Holz bieten nicht nur eine visuell ansprechende Optik, sondern tragen durch ihre Haptik und ihren Geruch zu einem Wohlgefühl bei, das den Heilungsprozess positiv beeinflussen kann.
So entsteht ein Krankenhauskonzept, das flexibel, nachhaltig und menschlich ist – und das nicht nur als Ort der Heilung dient, sondern auch als Modell für zukunftsfähiges Bauen.
Wintersemester 2024/2025
Integral Design Studio - Holzbau (149.666)
Brugger
Das Warten an Bahnhöfen, Flughäfen und Bushaltestellen wird oft als unangenehm und unproduktiv empfunden. Der französische Anthropologe Marc Augé prägte hierfür den Begriff der „Nicht-Orte“, die nur temporär genutzt und als Übergangsräume wahrgenommen werden. Augé beschreibt, dass das Warten diese Orte entwertet und Reisende sich oft nicht auf den eigentlichen Ort konzentrieren, sondern darauf, das Ziel zu erreichen.
Moderne Bahnhöfe und Terminals versuchen jedoch, diese Wartezeiten durch Freizeitangebote und kommerzielle Nutzung angenehmer zu gestalten. Alte Bahnhofsstrukturen müssen erneuert und an technische Standards sowie Barrierefreiheit angepasst werden.
Im Zuge des Klimawandels wird dabei oft auf ökologische Materialien wie Holz gesetzt, das auch eine einladende Atmosphäre schafft. Der Einsatz von Holz macht das Warten angenehmer und die Orte attraktiver. Solche Bauwerke finden sich nicht nur in großen Städten, sondern auch im ländlichen Raum. Ziel ist es, den Komfort für Reisende zu erhöhen und das Warten weniger belastend zu gestalten. 1
Wie kann das Warten zu einem Mehrwert werden und nicht zu verlorener Zeit?
1Vgl. Gabriele Kaiser, Besser warten, Zuschnitt 92.2024, s9ff.
Wintersemester 2024/2025
Workshop 3 - Holzbau (149.515)
Kaden