1.2 Nicht wölbfreie Querschnitte mit behinderter Verwölbung

Wie ist der Aufteilungsschlüssel zwischen St. Venant´scher Torsion und Wölbkrafttorsion bei nicht wölbfreien Querschnitten mit behinderter Verwölbung ?

Antwort: abhängig von Lagerung des Stabes, Querschnittsform und Belastung

Erklärung

Der Aufteilungsschlüssel zwischen St. Venant´scher Torsion und Wölbkrafttorsion hängt ab von
  • Querschnittsform
  • Lagerungsverhältnissen des Stabes
  • Art und Verlauf der Torsionsbeanspruchung (Mx, mx)
Der Aufteilungsschlüssel ändert sich in Stablängsrichtung.

Abhängigkeit von Querschnittsform und Lagerungsverhältnissen am Beispiel des Kragarms

Das I-Profil ist kein wölbfreier Querschnitt, jedoch ist die Verwölbung in diesem Falle an keiner Stelle behindert. Daher wird die Torsionsbelastung nur über St. Venant´sche Torsion abgetragen.

An der Einspannstelle ist nun auch die Verwölbung behindert. Es können sich somit sekundäre Torsionsmomente aus der Wölbkrafttorsion aufbauen.

Der Querschnitt ist wölbfrei und die Verwölbung ist an keiner Stelle behindert, sodass nur St. Venant´sche Torsion vorliegt.

Abhängigkeit von Art und Verlauf der Torsionsbeanspruchung

Der Aufteilungsschlüssel zwischen primärem und sekundärem Torsionsmoment ist unterschiedlich bei Einwirkung eines Einzel- oder Streckentorsionsmomentes.

Merkmal

  • Der Aufteilungschlüssel zwischen St. Venant´scher Torsion und Wölbkrafttorsion erfordert im allgemeinen die Kenntnis von Querschnitt (Form und Detailabmessungen), Lagerungsverhältnissen und Verlauf der Momentenbelastung. Der Aufteilungsschlüssel ändert sich für jeden Querschnitt in Stablängsrichtung.
  • Bei wölbfreien Querschnitten tritt nur St. Venant´sche Torsion auf
  • In der Ingenieurpraxis sind folgende Vereinfachungen i.a. zulässig: geschlossene Kastenquerschnitte nur St. Venant´sche Torsion und offene, dünnwandige Querschnitte nur Wölbkrafttorsion (vor allem I-Querschnitte)