IGE/LEHRE/THEMEN

Hot&Cold

2017/18

Der Anstieg der Weltbevölkerung in den nächsten 50 Jahren wird voraussichtlich hauptsächlichen in den subt- ropischen und tropischen Regionen sein. Aus Sicht des Energiebedarfs für Gebäude: Macht es mehr Sinn in extrem kalten Gebieten zu bauen anstatt in sehr heißen? Konzerne wie Facebook, Google, Microsoft, Amazon, FedX etc. sind bereits jetzt dabei Konzepte für sehr kalte Gegenden zu entwickeln genauso wie für Unterwasserstandorte mit dem Ziel (Kühl-) Energie drastisch einzusparen.

Stell’ dir vor du arbeitest als junger Architekt in einem großen Büro in Rotterdam. Dein Projekt für die kommen- den Monate ist es, einen konzeptuellen Entwurf für einen Universitätscampus in Mumbai zu entwerfen. Die Univer- sität hat eine ungefähre Vorstellung des Platzbedarfs, 30% Bürofläche, 35% Lehre, 35% Labors.

Am Ende der Woche erfährst du, dass du an einem zweiten Projekt arbeiten wirst mit einem ähnlichen Raumprogramm in Anchorage, Alaska. Die Raumprogramme sind fast iden- tisch, sollte also nicht allzu schwierig sein, oder?

Du widersprichst, Mumbai wäre heiß und feucht und An- chorage sei eines der kältesten bewohnten Regionen der Erde. Außerdem hast du nur wenig über das Entwerfen mit klimatischen und energetischen Bedingungen auf der Universität gelernt...

Keine Sorge, sagt man dir. Du gehst nächste Woche auf einen Crash Kurs und übernächste Woche auf einen weiteren. Im ersten Kurs wirst du in einem Intensiv-Kurs- artigen Workshop alles über Energie-Konzepte und Klima- Regulierung im Gebäude lernen und in dem zweiten Kurs alles über das Entwerfen einer Gebäudehülle sowie über Fassadensysteme.

Danach hast du 3 Monate Zeit bis der Entwurf abgegeben werden muss. Bis dahin gibt es jede Menge Zwischenkor- rekturen, Diskussionen und Unterstützung, um dir bei deiner Aufgabe zur Seite zu stehen...

Die Entwurfsaufgabe für den Großteil des Kurses ist ein Universitätscampus. Du suchst dir aus welche Art von Universität, wissenschaftlich, technologisch, musisch, kün- stlerisch usw. Die Standorte sind Mumbai und Anchorage.

Mumbai ist eine Wirtschaftsmetropole und eine rasant wachsende Megastadt im tropischen Klima von Indien.An- chorage hingegen ist eine kleine Stadt im kalten Klima von Alaska mit dem Drittgrößten Fracht-Flughafen der Welt, welcher oft als Tank-Zwischenstopp genutzt wird. Es ist genauso nah an (oder weit entfernt von) New York City und Frankfurt am Main, wie Tokio. Raum für Begegnung und Kommunikation ist eines der wesentlichen Aspekte eines erfolgreichen Universitätscampus. Platz für verschiedene Arten von Kommunikation, formale und informelle, organ- isierte und zufällige. Eine der größten Herausforderungen ist es, die Räume zwischen den Gebäuden zu entwerfen, da diese besonders wichtig sind für informelle, ungeregelte Kommunikation sowie die soziale zwischenmenschliche Interaktion. Abhängig von den klimatischen Bedingungen und des Entwurfsansatzes können einige dieser Räume einen abgeschlossenen Raum bilden, eine Art “interior urbanism” (Stadtraum im Inneren).

Es geht darum die Entwurfsthemen der Kommunikation und der Energie zusammen zu bringen. Die Herangehensweise ist natürlich ganz unterschiedlich in den beiden Klimazonen.

Außerdem gibt es die Rolle der Kommunikation als Entwurf- sprinzip selbst: Ideen und Konzepte zu kommunizieren ist eines der wichtigsten und oftmals unterschätzten Aspekte für den Erfolg eines Designs. Die beste Idee, schlecht kommuniziert, bleibt oft genau das, eine Idee.

Aus diesem Grund haben wir spezielle Module für diesen Kurs entwickelt, die euch dabei unterstützen sollen, effizien- te Kommunikationsmittel sowohl für den architektonischen Entwurf als auch für das Energiekonzept auszuarbeiten.

Für die diesjährigen Kurse haben wir daher eine besondere didaktische Herangehensweise erarbeitet, die sich aus den folgenden Komponenten zusammensetzt:

  • gleichzeitiges Arbeiten an zwei ähnlichen und zugleich unterschiedlichen Problemen, um den Lernef- fekt zu erhöhen
  • kurzer, intensiver “boot camp” Kurs um spezielle Fähigkeiten zu erlernen
  • lernen von ‘schlechten’ Designs
  • entwickeln von Visualisierungs- und Kommunikations- fähigkeiten durch speziell integrierte Module

In den heurigen Kursen werden zwei wichtige Fähigkeiten vermittelt:

  • kreatives Lösen von Problemen -Entwerfen mit dem Aspekt ‘Klima’

Du wirst Foldendes lernen:

  • Entwerfen eines Gebäudes in einem heißen Klima -Entwerfen eines Gebäudes in einem kalten Klima -Entwerfen in unterschiedlichen Maßstäben (Master- plan, Gebäude, Fassade)

Du lernst außerdem mehr über den Entwurf von:

  • Gebäude für Büros
  • Gebäude für Lehre
  • Gebäude für Labors
  • Fassaden, Climate Control und Energiesysteme

Als Architekt musst du in der Lage sein, gleichzeitig und andauernd in verschiedenen Maßstäben zu denken. Egal ob du gerade an einem Masterplan oder Fassadendetail arbeitest, du musst zeitgleich an die Stadt, den umbauten Raum, die Straße, die Menschen denken und daran wie diese zusammen wirken und den Raum erleben.

Außerdem musst du zur selben Zeit daran denken, welchen Einfluss dein Entwurf auf die Umwelt hat und auf die Res- sourcen über die Zeit des Bestehens des Gebäudes.

Als Architekt im 21. Jahrhundert musst du mit dem Klima, mit Energie und den Kräften der Natur in einer neuen Art und Weise arbeiten.

Das heurige Thema knüpft an diverse, kürzlich fertig- gestellte Projekte, an denen die Firma Energy Design Cody die Gebäudetechnik und die Energiekonzepte entwickelt hat, u.a.:

  • Ecole Centrale Paris mit OMA
  • Med Campus Graz mit Riegler Riewe
  • WU Campus mit Bus architects, Zaha Hadid, Peter Cook u.a.

Weiters knüpft es an ein aktuelles großes Universitätspro- jekt, für welches Energy Design Cody den energetischen Masterplan erstellt an.

Wir werden gemeinsam hinter die ‘Kulissen’ schauen um die Entwurfsstragien zu begreifen. Einige Projekte werden wir zusammen in Form einer Exkursion in den kommenden Semestern besuchen.

Jahresbroschüre