Alexander Eberl, Dipl.-Ing.
Status: laufend
Betreuer: Prof. Brian Cody
Ausgehend vom FFG-geförderten kooperativen Forschungsprojekt Smarte Modernisierung Terrassenhaussiedlung - SONTE welches ein partizipativ erarbeitetes, umfassendes Modernisierungskonzept für die Terrassenhaussiedlung Graz zum Ziel hat, wird die Übertragbarkeit der erarbeiteten Konzepte auf andere sanierungsbedürftige Wohnbauten untersucht. Im Fokus stehen dabei Wohngebäude der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, die nach „strukturalistischen“ Gestaltungsprinzipien erbaut wurden. Dazu zählen insbesondere Wohnbauten, die auf partizipativen Planungsmodellen beruhen und eine Adaptierbarkeit durch die Bewohner vorsahen. Ein häufiges Gestaltungsmerkmal solcher Bauten ist eine klare Trennung von primären und sekundären Konstruktionen, sowie der Einsatz von modularen Bauweisen.
Die Hypothese der Forschungsarbeit ist, dass solche Gebäude ein inhärentes Potential zur Modernisierung besitzen. Allerdings stehen diesem Potential bauphysikalische und konstruktive Probleme gegenüber, die eine thermische Sanierung erschweren: Dazu gehören Wärmebrücken an Übergängen zwischen primär- und Sekundärkonstruktionen, sowie Alterungserscheinungen von Sichtbeton, die optisch, wie auch konstruktiv problematisch sind. Diese Problematiken führen dazu, dass häufig zu Sanierungsmaßnahmen gegriffen wird, die die äußere Gestalt der Gebäude stark verändern und somit ihren ursprünglichen Charakter zerstören. Die primäre Fragestellung der Arbeit ist daher, wie und wie weit sich der Primärenergiebedarf reduzieren lässt, ohne die gestalterischen und räumlichen Qualitäten der Gebäude zu kompromittieren.
Anhand von Fallbeispielen werden die gestalterischen, konstruktiven und bauphysikalischen Rahmenbedingungen ausgewählter Fallbeispiele analysiert, mögliche Herangehensweise zur energetischen Sanierung durchgespielt und deren Einfluss auf Architektur und Energieverbrauch bewertet.
Die Arbeit verfolgt das Prinzip „Erhalt durch Modernisierung“. Nicht die maximale Konservierung des Originalzustandes wird angestrebt, sondern eine Adaptierung an heutige Anforderungen und Rahmenbedingungen bei gleichzeitigem Erhalt des Charakters der Gebäude. Eine zentrale Frage ist in diesem Hinblick, welche Qualitäten der Gebäude charakteristisch und erhaltenswert sind und ob alles, was charakteristisch ist, auch gleichzeitig erhaltenswert ist.
Für die Bewertung der Sanierungsmethoden werden Methoden der Bauphysik, der Gebäudesimulation, der Konstruktion und des Entwerfens angewendet. Der Fokus liegt bei der energetischen Sanierung und der Reduktion des Gesamtenergiebedarfs. Die Betonsanierung, also die Instandsetzung von Rissen, Absprengungen, Verfärbungen oder dergleichen ist nicht Fokus dieser Arbeit.
Ziel der Arbeit ist, es, einen Leitfaden über die Möglichkeiten und Grenzen der energetischen Sanierung strukturalistischer Wohngebäude zu verfassen. Dieser Leitfaden soll Immobilienbesitzer, Architekten und politischen Entscheidungsträgern eine Übersicht über Potentiale und Restriktionen bei der energetischen Sanierung von Sichtbetonbauten geben und ihnen eine Entscheidungshilfe für weitere Vorgehensweisen bieten.
Herbst 2020
Wohnanlagen der 60er – und 70er-Jahre die nach strukturalistischen Gestaltungsprinzipien erbaut wurden.
Gebäude, die nach strukturalistischen Gestaltungsprinzipien erbaut wurden, haben ein inhärentes Modernisierungspotential. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten der thermischen Sanierung stark eingeschränkt, wenn das optische Erscheinungsbild erhalten werden soll.
Welche Möglichkeiten zur Sanierung von Wohnsiedlungen aus der Ära des Strukturalismus gibt es, die eine deutliche Reduktion des Gesamtenergiebedarfs zulassen und gleichzeitig den architektonischen Ausdruck der Gebäude erhalten?
Leitfaden zur energetischen Sanierung für Bauherren und Planer.