Die Institutsräumlichkeiten, die Professor Gebauer bei seinem Amtsantritt im Jahre 1955 vorfand, waren bereits sehr desolat, nicht zuletzt durch die chemischen Präparationsarbeiten, die in einigen Räumen durchgeführt worden waren. Der Anzahl der Räume war auch durch die Unterbringung des Zentrums für Elektronenmikroskopie im Institut für Experimentalphysik verringert worden.
Professor Gebauer kam von der Technischen Hochschule Darmstadt. Unter seiner Leitung war dort das im Krieg zerstörte Physikalische Institut wieder aufgebaut worden. Schon in seinen ersten Tagen am Institut in Graz sprach er davon, daß er "am liebsten hier gleich weiterbauen" würde und daß er bei seinen Berufungsverhandlungen im Ministerium bereits sehr auf die Errichtung eines Neubaus für Physikinstitute gedrängt habe. Er ging dabei von der Überlegung aus, dass sich gute Mitarbeiter für eine effiziente Forschungstätigkeit am ehesten durch ein Studium am Ort heranziehen lassen, wozu genügend Räumlichkeiten und Lehrpersonal Voraussetzung sind. In diesem Zusammenhang sollte dann auch dem dringenden Bedarf an mehr Raum für Lehrveranstaltungen der Studenten der Ingenieurfächer, vor allem an einem großen Hörsaal, Rechnung getragen werden. Bei seinen Bestrebungen für einen derartigen Neubau wurde er sogleich von Professor Ledinegg unterstützt. Mit ersten Vorbereitungs– und Planungsarbeiten dazu wurde am Institut für Experimentalphysik schon bald begonnen. Sie erwiesen sich dann als sehr langwierig und schwierig, da viele Interessen anderer Institutionen laufend dagegen standen. Durch Jahre hindurch sind Baupläne für verschiedene Standorte, z.T. schon sehr im Detail, gezeichnet worden, an denen dann aus irgendwelchen Gründen doch nicht gebaut werden konnte. Ungeachtet dessen verfolgte Professor Gebauer sein Ziel unermüdlich und mit großer Hartnäckigkeit. Bei den späteren Planungen waren naturgemäß auch das Institut für Theoretische Physik und die beidenspäter gegründeten Institute mit eingebunden. Den weitaus überwiegenden Teil dieser Arbeiten aber trugen Professor Gebauer und seine Mitarbeiter. Das Institut vermittelte häufig den Eindruck eines Baubüros.
Da beim Amtsantritt Professor Gebauers abzusehen war, dass bis zur Fertigstellung eines Physikgebäudes viele Jahre vergehen würden, andererseits aber das Bestreben bestand, ein Physikstudium möglichst rasch zu Stande zu bringen, musste am Institut für Experimentalphysik Platz für die neu zu schaffenden Praktika und die zu erwartenden Diplom- und Doktorarbeiten gefunden werden. Schon nach kurzer Zeit wurde begonnen, die noch dem Institut verbliebenen Räumlichkeiten in der Rechbauerstraße quasi bis in den letzten Winkel um– bzw. auszubauen. So wurden beispielsweise in den hohen Räumen Zwischendecken eingezogen und alle Gang- und Kellerräume entsprechend adaptiert.
Beim Institut für Theoretische Physik war der Platzbedarf naturgemäß geringer. Die diesem Institut anfangs zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten waren jedoch völlig unzureichend. Es waren drei kleine einachsige Räume in der "Neuen Technik", die durch Umbau der Garderoberäume des Hörsaals G gewonnen worden waren. Bald nach der Gründung des "Vereins zur Förderung der Kernenergie" bzw. des Reaktorinstituts im Jahre 1965 trat hier jedoch eine Erleichterung ein: Das Reaktorinstitut, dem u.a. die Betreuung eines neu angeschafften 10 kW Siemens-Argonaut-Reaktors oblag, war im Gebäude des heutigen "Joanneum-Research" in der Steyrergasse untergebracht worden. Es wurde bald danach dem Institut für Theoretische Physik angegliedert. Im Zuge dessen wurde dann auch der Hauptteil des Instituts für Theoretische Physik dort untergebracht. Auch das im Jahre 1970 gegründete Institut für Kernphysik fand dort bescheidene Räumlichkeiten.
Das davor im Jahre 1966 ebenfalls neu geschaffene "Institut für Angewandte Physik und Lichtechnik" war als experimentelles Institut mit besonders großen räumlichen Problemen konfrontiert. Da das Zentrum für Elektronenmikroskopie um diese Zeit in das Gebäude des Joanneum-Research übersiedeln konnte und dessen bisherige Räume, die zuvor zum Institut für Experimentalphysik gehörten, nun frei wurden, konnte Professor Gebauer diese Räume zur Verfügung stellen. Das Ausmaß dieser Räumlichkeiten war jedoch für die vielfältigen Erfordernisse des Instituts zu gering. So wurden Räume in dem Wohnhaus Krenngasse 37 angemietet. Es konnten auch einige kleine Räume im Gebäude des Joanneum-Research für dieses Institut gewonnen werden.
Als Ende der Sechziger Jahre der Bauplatz und die Finanzierung des zu errichtenden Physikgebäudes endlich gesichert erschien, bestanden noch immer gravierende Meinungsverschiedenheiten zwischen den Physikern und den Bausachverständigen. So wollten letztere den Neubau mit großen Fenstern ausstatten, was nach Meinung der Physiker für experimentelles Arbeiten ungünstig ist. Im letzten Moment schien das Projekt noch an einem Problem der Grundstückablöse in dem für den Bau vorgesehenen Areal auf dem Schörgelhofgelände ganz zu scheitern.