Ahmad Darkhabani

Betreuung:
Univ.-Prof. Mag.
Milica Tomić
Institut für Zeitgenössische Kunst
2024
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Die Beziehung zwischen Architektur und dem Sozialen ist eine Beziehung kontinuierlicher gegenseitiger Konstruktion. Wir bauen und gestalten Architektur, im Gegenzug konstruiert Architektur Gesellschaften und schreibt ideologische Machtverhältnisse fort. Die Gesellschaften, die daraus hervorgehen, werden schließlich zu den Medien, in denen Gewalt gerechtfertigt, rationalisiert und ausgeweitet wird. Vor diesem Hintergrund untersucht die Arbeit zeitgleich zwei räumliche Konfigurationen, die metaphorisch als White Cube und Black Box bezeichnet werden und sich auf den zeitgenössischen Kunstausstellungsraum und das Gefängnis beziehen. Der Ansatz, diese beiden Räume zu erforschen, beruht auf der Argumentation, dass sie an einer gemeinsamen Schnittstelle politischer und ideologischer Regime entstanden sind. Daher wird durch die Gegenüberstellung von White Cube und Black Box eine verflochtene Geschichte entfaltet, die die Widersprüche der Gegenwart erklärt.

Die Arbeit behandelt zunächst die verwobene Entwicklung des Gefängnissystems unter dem Einfluss der Moderne und des „Exhibitionary Complex“, den der Soziologe Tony Bennett theoretisiert hat. Anschließend zeigt sie, wie Ausstellen und Folter als Akte der Gewalt zusammentreffen. Dies wird anhand von Beispielen illustriert, in denen Unterwerfung über Objekt- und Subjektbeziehungen hinausgeht und abstrakt praktiziert wird. Der letzte Teil ist eine architektonische Analyse von zwei kontrastierenden Orten: der eine ist der Ausstellungsraum eines zeitgenössischen Kunstvereins in Österreich, der andere ein berüchtigtes Gefängnis in Syrien. Letztendlich legt die Arbeit nahe, dass Architektur nicht nur eine passive Kulisse ist, sondern eine aktive Teilnehmerin an der Gestaltung gesellschaftlicher Strukturen. Diese Forschung fordert, Architekturen zu imaginieren, die als Räume der Emanzipation fungieren.