Im Rahmen des Forschungsprojekts „Moor als potentieller Baustoff?“ wurde das Institut für Tragwerksentwurf von der Firma SonnenMoor damit beauftragt, erstmals die Potenziale von Moor als Baustoff, mit speziellem Fokus auf die Kombination mit Pilzmyzel, zu untersuchen. Pilzmyzel ist zu 100% recyclefähig und biologisch abbaubar. In Verbindung mit Fasern wie Hanf oder Zellulose eröffnet es ein umfangreiches Einsatzfeld. Die untersuchten Materialmischungen, bestehend aus Moor und diversen Agrarabfällen in unterschiedlichen Zusammensetzungen, werden in dafür geeigneten Geräten fachgerecht sterilisiert, bevor sie mit einem ausgewählten Stamm eines Pilzmyzels „beimpft“ werden. In der folgenden Phase durchwächst das Pilzmyzel das Materialsubstrat unter sterilen Bedingungen und ist danach bereit, um in die gewünschte Form gebracht zu werden. Dafür wird der durchwachsene Substratblock erneut aufgebrochen, auf den Pilz abgestimmte Nährstoffe hinzugefügt und das lose Material in vorgefertigte Formen gebracht. Nach einer weiteren Wachstumsphase von etwa 7-10 Tagen, kann das Material aus der Form genommen und getrocknet werden und ist danach einsatzbereit. Um die nötige sterile Arbeitsumgebung zu gewährleisten und potentielle Gefahren von Fremdkörper-Infektionen der Materialien auf ein Minimum zu reduzieren, wurden die Forschungsarbeiten in den Räumlichkeiten der Firma bisy mit der entsprechenden Infrastruktur durchgeführt. Die entstandenen Prototypen wurden schlussendlich im Labor für Konstruktiven Ingenieurbau der TU Graz auf Zug- und Druckfestigkeit geprüft. Die Ergebnisse geben dem auftraggebenden Unternehmen einen ersten Einblick auf die technische Performance von Moorsubstrat in Kombination mit Pilzmyzel.
Projektlaufzeit:
2021 – 2022
Finanzierung:
Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)
Einreichendes Unternehmen:
SonnenMoor Verwertungs- und Vertriebs GmbH
Projektteam:
Institut für Tragwerksentwurf, TU Graz:
Helmut Kalcher, Wolfgang Humer, Christoph Holzinger, Andreas Trummer
Projektpartner*innen:
bisy GmbH
Labor für Konstruktiven Ingenieurbau, TU Graz:
Uwe Fülöp, Bernhard Freytag